Torfausstellung

Wir haben Exponate aus ganz Deutschland zusammengetragen, katalogisiert und ihre Geschichte recherchiert.

Torf ein internationaler Rohstoff

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schottland, auf den Shetlandinseln, in Irland, auf den Falklandinseln und in den USA sind Torfabbau und Torfabstich herausragende Lebens- und Arbeitskultur. Viele Postkarten geben einen Eindruck dieser Kultur wieder. Werbeartikel, wie ein Luftfächer, der Garten-Torferde anpreist oder Postkarten, die Torfstreu für edle Pferde bewarben, waren ebenso beliebt, wie heute Aktivkohlefilter mit Torfbasis oder die Hautcreme mit Torf-Mus aus Finnland. Nichtwegzudenken sind Torfpellets, Torfmatten sowie Torf-Flüssigsubstrat aus der Teich- und Aquarienkultur in allen Ländern der Welt.

Wir sind sehr froh, im Torfkopp-Torfmuseum eine fast vollständige Auswahl sämtlicher Arbeitsgeräte für den manuellen Torfstich präsentieren zu können. Die Sammlung des Museums ist zudem mit fast 50 erhaltenen Werkzeugen und Arbeitsgeräten die größte Ihrer Art in Deutschland.


Torfstichwerkzeuge

Die Technik des Hand-Torfabbaus war Jahrhunderte in vielen Gegenden Deutschlands nahezu identisch. Erst mit der Industrialisierung und den damit verbundenen Veränderungen im Maschinenbau, wurden die manuellen Torfstichwerkzeuge ausgemustert und gerieten nahezu in Vergessenheit. Die ehemals körperlich sehr schwere Arbeit übernahmen fortan effektive, von Pferden angetriebene oder dampfgetriebene Abbaumaschinen ihren Platz ein.


Sammelbilder zu Torfstich

Beliebte Sammelbildmotive waren Torfstich-Abbildungen. Da der Torfstich jahrhundertelang auch ein großer Wirtschaftsfaktor war, wurden die Bilder hiervon gern für Sammelkollektionen und –Alben benutzt, wie „ Meine Heimat - Beim Torfstich“, Kehdingen, in den 1920-iger Jahren.

Die seinerzeit exklusive Altonaer Kakao- und Schokoladenfabrik Gartmann stattete ihre gar Schokoladentäfelchen mit verklärenden Torfmotiven aus, um bei ihren norddeutschen Käufern mit ihrer Heimatverbundenheit punkten zu können.


Das Teufelsmoor und seine Torfboote

Ein beliebtes Künstlermotiv seit 100 Jahren in Worpswede

Das Teufelsmoor und seine Torfboote faszinieren seit jeher ganze Künstlergenerationen. In unserem Museum können Sie Originale und Drucke verschiedener Maler und Fotografen betrachten. Besonders der Maler Herbert Lohse aus Worpswede schuf in den 1980-iger und 90-iger Jahren viele Impressionen seiner Heimat in Verbindung mit Motiven der Torflandschaft. Zuvor hatte Paula Feil-Stöver aus der Worpsweder Malerschule in den 1930-iger bis 50-iger Jahren die Torfschiffromatik in ihren Gemälden verklärt. Auch der Fotograf M. Boysen , ebenfalls aus Worpswede, konnte schon 1908 urlaubssuchende Bajuwaren mit seinen Postkarten verzücken.


Die letzten Torfbahn-Fragmente

Die letzte Feldbahn der Pommerschen Torfwerke Loitz wurde nach Schließung des Werkes in den Dübel -und Holzwerken als Betriebsbahn eingesetzt. Nach der Wende wurde sie an das Lokmuseum in Prora/ Rügen verkauft, wo sie heute noch steht. Unser Modell folgt dem Vorbild und soll ein wenig an die Tradition des Torfabbaus mit Hilfe der Feldbahnen erinnern. Die Bahnachse und der Schienenstrang sind eine Schenkung der Familie Schuldt an das Torfkopp-Museum.


Notgeld mit Torfmotiven

Da sich in der Hyperinflation zu Beginn der 1920-iger Jahre das Geld schneller entwertete, als es gedruckt werden konnte, schufen sich regional die Gemeinden zum Selbstschutz ihrer Bürger und Infrastruktur eigenes Notgeld. Was lag näher, es mit Motiven der Heimat zu schmücken? Diepholz, Nortorf und Meppen erleichterten ihren Bürgern so ein wenig die Folgen der Inflation. Ein besonderes Unikat dieser Sammlung ist eine eigens geprägte Notgeldmünze über „1 Fuder Torf“ aus dem Salzwerk Salzthalum, mit dem man seine Mitarbeiter bezahlte, um deren Überleben zu sichern.


Torfwissenschaft und Schulbildung

Ende des 19. Jahrhunderts erforschte die Wissenschaft den Torf und ihm kam damit die Bedeutung zu, die er schon lange in Wirtschaft und Privathaushalten einnahm. Zahlreiche Publikationen zur Entstehungsgeschichte, Inhalt und Wirkung erschienen nun in der internationalen Fachpresse. Auch in den Schulen wurde der Torfabbau anschaulich über Lehrtafeln vermittelt. Die hier ausgestellte Tafel ist die wahrscheinlich letzte ihrer Art. In einigen Bundesländern, wie Niedersachen und Schleswig Holstein wird mit Arbeitsmaterialien und Schulbüchern die Erinnerung an den Torfabbau wachgehalten.


Seltene Torf-Dokumente

Die hier ausgestellte Torfquittung von 1757 ist eines der wertvollsten Stücke dieser Sammlung. Sie berechtigte 3 in Arnim einquartierte Soldaten, ein Fuder Torf zu Heizzwecken zu beziehen.

Das Bildnis eines Torfstechers, aufgenommen im Photgraphie-Atelier Georg Leineweber in Gifhorn und Pallersleben in Niedersachsen stammt aus den Anfangsjahren der Fotografie um 1860 und zeigt den Stolz des Porträtierten auf seinen Beruf und Stand.


Die historischen Werkzeuge

Alter Torfspaten

Anna Elisabet Femer bekam diesen Torfspaten wahrscheinlich 1872 in Hamburg geschenkt und konnte damit ihren eigenen Brennstoffbedarf in den Torfwiesen vor der Stadt stechen. Er wurde handgeschmiedet und ist eine sehr schöne Arbeit damaliger Handwerkskunst.

Leder- Torfeimer

Der Eimer No. 12, aus Leder, diente nach Aussagen der ehemaligen Besitzerin, einer Stiftsbewohnerin, dazu, Torfsoden vom Lager zum Ofen zu transportieren. In den Haushalten der Adligen und reichen Bürger waren diese Eimer oft aus Messing und Kupfer.


Loitzer/ Rustower Torffunde

Diese Loitzer/ Rustower Torfspaten (Nr. 21 und 22) sind letzte Überbleibsel unserer großen vom Torfstich bestimmten Geschichte und wurden auf einem Bauernhof zweckentfremdet zum Wenden und Einsacken von Getreide-Schrot benutzt. Sie sind aus familiärem Besitz und ca. 100 Jahre alt. Die Fragmente Nr. 33 und 20 sind Torffunde aus einem Torfstich zwischen Rustow und Vossbäck und wurden vermutlich von der Besatzung eines Torfkahns benutzt, die sie verloren.


Torftransport

Das originalgetreue Modell eines Torfbootes zeigt anschaulich, wie der Torf aus den nassen Wiesen zu den Haushalten transportiert wurde. Das Modell eines Torfzuges von Märklin ist die damalige Industrievariante des Torfabbaus, mit der schnell große Mengen Torf gewonnen werden sollte. Das Modell des Porsche-Traktoren wiederum verdeutlicht, wie stark noch in den 1950-iger Jahren der Torf im Alltagsdenken und- leben verwurzelt war.


Settförk, Sticker, Eenkrieger und Tweenkrieger & Co.

Was sich zunächst martialisch nach einem Waffenarsenal anhört, sind tatsächlich traditionelle Bezeichnungen der Torfstichwerkzeuge.

Mit dem Sticker wurden Torfsoden von oben abgestochen, mit dem Tweenkrieger konnte man 2 Stücke (Torf-Soden) abstechen und mit dem kleineren Eenkrieger ein einfaches Stück Torf abtrennen.

Die kleinen Torfspaten wurden für das horizontale Abstechen in der Grube genutzt, weil man hier nicht so viel Kraft aufwenden konnte, wie beim vertikalen Torfstich.

Die Settförk (Setzforke) wurde hauptsächlich von Frauen zum Ablegen der Torfstücke auf die Torfkarre oder in die Torfkreite (Torftrage) benutzt. Um nicht im Moor einzusinken trug man oft Holzschuhe beim Torfstechen. Mit der Torfkreite wurden die Torfschiffe beladen, da man hier keine Schubkarren benutzen konnte.